4 Wochen USA Westküste

4 Wochen durch den Westen der USA

Nach einer Woche im turbulenten 10-Bett-Zimmer in New York heißt es endlich: Aufbruch in den Westen der USA! Der Flug von New York nach San Francisco zieht sich über 5,5 Stunden und katapultiert uns in eine neue Zeitzone – drei Stunden zurück. Das bedeutet, wir befinden uns jetzt 9 Stunden hinter der Mitteleuropäischen Sommerzeit.

Bevor unser Roadtrip beginnt, gönnen wir uns erst einmal eine kleine Auszeit. Drei Nächte im Einzelzimmer, um genau zu sein. Überraschenderweise ist das hier sogar günstiger als das 10-Bett-Zimmer in New York. Eine wohlverdiente Pause, bevor das nächste Abenteuer startet.

Highlights

  1. Antelope Canyon
  2. Bryce Canyon
  3. Nachthimmel im Grand Canyon
  4. Route 66
  5. Sequoia Nationalpark
Eine klare Highlightliste zu erstellen, ist bei so vielen verschiedenen Eindrücken besonders kompliziert. Allgemein können wir aber sagen, dass uns die Natur in den USA deutlich mehr verzaubert hat als die Städte. 

Unsere Stopps

4 Wochen USA Westküste
Im Antelope Canyon

Reiseroute

San Francisco

Wer hat nicht schon einmal davon geträumt, durch den Wilden Westen der USA zu fahren, den Spuren von Cowboys und Indianern zu folgen und vielleicht auch die legendäre Route 66 entlang zu cruisen? Genau das haben wir uns vorgenommen.

Nach einer aufregenden Woche in New York freuen wir uns jetzt auf die neuen Eindrücke im Westen und ganz besonders auf San Francisco, dem Ausgangspunkt unseres Roadtrips. Schon während des Fluges haben wir darüber spekuliert, welche der beiden Städte uns wohl besser gefallen könnte. Doch rückblickend wissen wir: Ein Vergleich ist kaum möglich, denn New York und San Francisco könnten unterschiedlicher nicht sein.

Als wir am Flughafen in San Francisco ankommen, fühlen wir uns sofort wohler als in New York. Das liegt weniger an der Stadt selbst, sondern eher daran, dass wir nach einer Woche in den USA schon etwas besser zurechtkommen. Wir haben Internet, wir kennen uns besser aus, und diesmal landen wir um 8 Uhr morgens statt mitten in der Nacht. Vom Flughafen ist es dann nur noch ein Katzensprung in die Innenstadt und zu unserem Hotel.

Allerdings haben wir in der letzten Nacht nur vier Stunden geschlafen, und der lange Flug steckt uns noch in den Knochen. Also entscheiden wir uns bewusst dafür, heute einfach mal nichts zu tun. Stattdessen machen wir es uns im Bett gemütlich und schauen die neuen Folgen von Bridgerton. Ein entspannter Start in unser neues Abenteuer.

Am nächsten Tag machen wir uns auf, um San Francisco zu erkunden. Im Vergleich zu New York ist das hier ein Kinderspiel. Innerhalb von zwei Tagen schaffen wir es, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu entdecken. Unser Hostel liegt direkt an der Powell Street, von wo aus wir die berühmten Cable Cars bestaunen. Doch unser Weg führt uns zunächst hinunter zum Pier, immer am Hafen entlang, bis zur Fisherman’s Wharf. Statt Mittag zu essen, laufen wir die kurvige Lombard Street hinauf und spazieren durch Little Italy zurück zu unserer Unterkunft. Essen gehen werden wir wohl die nächsten vier Wochen vermeiden müssen – das ist hier nämlich ziemlich teuer. Also auf zum nächsten Supermarkt, um Vorräte zum Kochen zu besorgen.

Am folgenden Tag stehen die Painted Ladies und der Castro District, das berühmte Schwulen- und Lesbenviertel von San Francisco, auf dem Programm. Die Stadt lässt sich wunderbar zu Fuß erkunden, aber wer die ikonischen Cable Cars ausprobieren möchte, kann sich auch ein Tagesticket für die öffentlichen Verkehrsmittel gönnen, bei dem die Fahrten bereits inklusive sind.

Cabel Car in San Francisco
Cabel Car in San Francisco

Für uns war es jetzt Zeit, das Auto einzurichten. Wer sich hierfür interessiert, kann gerne diesen Blogeintrag lesen: Hier Klicken

Auf dem Weg hinaus aus San Francisco konnten wir es uns nicht nehmen lassen, noch einen letzten Stopp an der Golden Gate Bridge einzulegen. Diese ikonische Brücke ist ein Muss für jeden Besucher der Stadt. Doch ausgerechnet heute hing der dichte Nebel über der Bucht und hüllte die Brücke in ein geheimnisvolles Grau. Von der mächtigen Stahlkonstruktion war kaum etwas zu erkennen, und die sonst so beeindruckende Aussicht blieb uns verborgen. Stattdessen verlieh der Nebel der Brücke eine fast mystische Atmosphäre, die uns trotz allem in ihren Bann zog. Also ging es weiter auf unserer Route.

Der Weg aus SF raus kostet keine Maut. Wer über die Brücken reinfährt muss sie zahlen. Achtung! Mauthäuser gibt es nicht mehr. Alles läuft online:

Wer öfter über die Brücken fährt, kann auch mit der Vermietergesellschaft eine Mautoption buchen.

Die Ersten Stops im Auto

Für unseren Roadtrip entlang der Westküste der USA haben wir uns eine beliebte Route aus dem Internet ausgesucht. Unser erster Stopp war der Yosemite Nationalpark. Doch die Realität entsprach leider nicht ganz unseren Erwartungen. Wir kamen spät an, und der Park war bereits komplett überfüllt. Statt die atemberaubenden Landschaften zu genießen, verbrachten wir die meiste Zeit damit, im Kreis zu fahren und verzweifelt nach einem Parkplatz zu suchen. Dieses Erlebnis brachte uns gleich das erste große Learning: Wer den Yosemite Nationalpark besuchen möchte, sollte unbedingt früh ankommen und die Shuttles im Park nutzen. So lässt sich der Stress vermeiden, der uns den Tag ein wenig vermiest hat.

Yosemite erinnerte uns stark an Südtirol, wo wir schon oft Urlaub gemacht haben. Vielleicht lag es daran, dass wir von der Umgebung nicht so beeindruckt waren wie erwartet. Ein bisschen enttäuscht verließen wir den Park schon relativ früh, mit dem festen Vorsatz, beim nächsten Nationalpark deutlich früher vor Ort zu sein.

Bis in die Nacht hinein sind wir gefahren und als wir dann so hinten im Kofferraum lagen, hofften wir das der Park morgen unseren Erwartungen gerecht werden würde. Und das wurde er zum Glück.

Der Sequoia NP beherbergt die größten und ältesten Bäume der Erden. Diese gewaltigen Riesen sind so imposant, dass man sich ihre Größe kaum vorstellen kann, bis man direkt davorsteht. Auch hier war der Park wieder voll, doch diesmal waren wir rechtzeitig da und fanden problemlos einen Parkplatz. Mit dem Shuttle ging es dann zum General Sherman Walk, wo wir den größten Baum der Erde bewundern konnten – gemessen am Volumen. Der Anblick dieses Giganten war überwältigend, und als wir tiefer in den Wald der Giganten vordrangen, ließ auch der Besucherandrang nach. Die meisten wollen nur den General Sherman sehen. In der Stille des Waldes konnten wir die majestätische Natur um uns herum in vollen Zügen genießen.

Nach unserem Walk kehrten wir zum Auto zurück und fuhren zur nächsten Attraktion: der berühmten Baumbrücke, einem umgestürzten Baum, durch den man mit dem Auto fahren kann. Zum Glück führt durch den Sequoia Nationalpark nur eine Straße, und die besten Aussichtspunkte sind gut ausgeschildert, sodass wir keine Schwierigkeiten hatten, die Höhepunkte des Parks zu finden.

Sequoia Nationalpark
Baumgruppe im Sequoia

In der Wüste

Die nächste Etappe unserer Reise führt uns durch das berüchtigte Death Valley nach Las Vegas. Schon im Vorfeld hatten wir großen Respekt vor dieser Strecke, denn wir haben Geschichten gehört von Reisenden, die in der unerbittlichen Hitze des Tals liegengeblieben und daran gestorben sind. Wir kannten unseren Mietwagen noch nicht gut genug, um einschätzen zu können, ob uns ähnliches passieren könnte.

Mit gemischten Gefühlen und einer ordentlichen Portion Nervosität machten wir uns auf den Weg,  uns den extremen Bedingungen zu stellen. Bei 50°C ohne Klimaanlage. Die würde nämlich unseren Motor zu sehr beanspruchen, so dachten wir zumindest. So fuhren wir durch das Tal, die sengende Hitze durch die offenen Fenster im Nacken, und stellten uns auf das Schlimmste ein. Doch je weiter wir kamen, desto mehr wurde uns klar, dass das Death Valley nicht so tot war, wie wir es uns vorgestellt hatten. Und wenig los ist hier auch nicht. Es gibt Hotels, Tankstellen und sogar ein paar Läden.

Nach gut zweieinhalb Stunden quälender Fahrt durch die Hitze entdeckten wir ein Visitor Center. Erleichtert machten wir einen Zwischenstopp, um uns ein wenig abzukühlen und mehr über die Strecke zu erfahren. Wir sprachen mit einer Rangerin und fragten sie, ob unsere Vorsicht bezüglich der Klimaanlage gerechtfertigt war. Zu unserer Überraschung erklärte sie uns, dass diese Sorge vor allem für ältere Autos galt. Moderne Fahrzeuge hingegen sind in der Regel gut auf die hohen Temperaturen im Death Valley vorbereitet. Tatsächlich, so erklärte sie weiter, sei es sogar ratsam, die Klimaanlage einzuschalten, da der menschliche Körper mit der extremen Hitze nur schwer umgehen könne. Das heißt wir haben komplett umsonst gelitten. 

Durch unsere Erkenntnis beschlossen wir, jetzt doch etwas mehr anzuschauen. Vor uns lagen bunte Berge, ein schimmernder Salzsee und zahlreiche beeindruckende Aussichtspunkte. 

The Mirage
Volkanshow vor dem Mirage
Death Valley
Death Valley

Nachdem wir das Death Valley erfolgreich durchquert hatten, war unser nächstes Ziel Las Vegas, das sich schon von weitem mit seinen grellen Lichtern ankündigte. Die nächtliche Ankunft in dieser Stadt war ein spektakulärer Anblick: Der Himmel erstrahlte in einem blendenden Licht, das die Dunkelheit der Wüste mühelos durchbrach. Für diese Nacht entschieden wir uns, noch vor den Toren der Stadt zu übernachten, doch für den nächsten Tag hatten wir bereits ein Zimmer in einem der berühmten Kasinos gebucht.

Wer glaubt, dass Las Vegas nach der Hitze des Death Valley eine Abkühlung bietet, der irrt sich. Als wir am nächsten Morgen gegen 10 Uhr in die Stadt fuhren, zeigte das Thermometer bereits 35°C an, und die Temperaturen sollten im Laufe des Tages auf unerträgliche 45°C steigen. Das erklärt auch, warum die Stadt tagsüber so gut wie ausgestorben ist. Die meisten Menschen ziehen es vor, in den klimatisierten Gebäuden zu bleiben, denn die Hitze draußen ist kaum zu ertragen. Interessanterweise ist es in Las Vegas kaum nötig, das Hotel zu verlassen, da die großen Häuser oft durch klimatisierte Brücken und Kanäle miteinander verbunden sind, sodass man selbst beim Hotelwechsel nicht der Sonne ausgesetzt ist.

Da wir noch nicht einchecken konnten, nutzten wir die Zeit, um uns einen ersten Überblick über die Stadt zu verschaffen und bereits die ersten Kasinoshows zu besuchen. Doch das wahre Las Vegas erwacht erst bei Nacht zum Leben, wenn die Lichter der Stadt so intensiv strahlen, dass sie selbst aus 50 Kilometern Entfernung noch blenden können. Die Amis scheinen ein ganz besonderes Fabel für Europa zu haben. Venedig, Rom, Paris… alle im Kleinformat, aber mit einem Kasino im Inneren. Die größte Faszination üben jedoch die spektakulären Shows vor den Hotels Bellagio und The Mirage aus. Die berühmten Fontänen vor dem Bellagio sind weltbekannt, doch die Vulkanshow vor dem Mirage war für uns eine Überraschung und ein absolutes Highlight. So laufen wir durch die Straßen und verstehen langsam, warum man unbedingt mal nach Las Vegas möchte und hier auch mehr als nur einen Tag bleibt.

Natürlich konnten auch wir der Versuchung nicht widerstehen, selbst ein wenig zu spielen. Unsere Wahl fiel auf das Roulette, das einzige Spiel, dessen Regeln wir wirklich verstanden. Zu unserer Freude waren wir zeitweise sogar mit 50 Dollar im Plus, doch ebenso schnell, wie der Gewinn gekommen war, war er auch wieder verloren. Aber wie heißt es so schön: „Pech im Spiel – Glück in der Liebe“.

Auf nach Utah

Am nächsten Morgen führte uns unsere Reise weiter nach Utah, zum Zion Nationalpark. Auf dem Weg dorthin überquerten wir die Grenze in eine neue Zeitzone, was leider dazu führte, dass wir später als geplant im Zion ankamen. Wie so oft bei einer späten Ankunft in einem Nationalpark, stellte sich die Parkplatzsuche als Herausforderung heraus und so konnten wir die geplante Wanderung nicht mehr machen. Stattdessen laufen wir durch die Narrows, einem Wanderweg, der in Fließrichtung durch einen Fluss führt. Eine willkommene Abkühlung bei immer noch gut 42°C. Die geplante Wanderung verschoben wir auf den nächsten Tag.

Trotz unseres frühen Aufbruchs am nächsten Morgen spürten wir bereits beim Aufstieg die sengende Sonne auf unserer Haut. Worauf haben wir uns hier eingelassen und wieso habe ich immer diese Ideen. Luisa beschimpft mich, warum wir bei diesen Temperaturen überhaupt wandern und ich habe ehrlich gesagt keine plausible Antwort. Stattdessen wehre ich die Kritik nur mit „wir sind schließlich nur einmal hier“ ab… Mit Erfolg.

Als wir schließlich den Gipfel erreichten, wurden wir mit einer atemberaubenden Aussicht über das Tal und den Fluss belohnt. Plötzlich war der anstrengende Aufstieg vergessen, und wir verstanden, warum wir uns dieser Herausforderung gestellt hatten. Es wäre sogar möglich gewesen, auf den Felsen weiterzulaufen, doch wir hatten uns bereits am Vortag dagegen entschieden, da dafür eine spezielle Genehmigung erforderlich war, die man einen Tag im Voraus hätte beantragen müssen.

Gegen Mittag machten wir uns auf den Rückweg und sahen, wie andere Wanderer sich mühsam den Aufstieg hinaufquälten – teilweise sogar ohne T-Shirt und schon beim Aufstieg so rot wie ein Krebs.

Unsere Reise führte uns weiter, und nach einigen kurzen Stopps an Aussichtspunkten machten wir uns auf den Weg zum Bryce Canyon. Endlich wird es auch wieder kühler und wir können wieder schlafen, ohne dabei zu schmelzen. Am nächsten Morgen standen wir bereits um 5:30 Uhr auf, um den Sonnenaufgang vom Sunrisepoint aus zu erleben. Vom Bryce Canyon hatten wir beide noch nie etwas gehört und vorstellen konnten wir ihn uns auch nicht. Ich finde am besten kann man den Canyon mit Kleckerburgen vergleichen. Riesige Kleckerburgen aus Fels. Besonders faszinierend war, dass man bei einem Sonnenaufgang im Bryce Canyon nicht, wie üblich, in Richtung der aufgehenden Sonne blicken sollte. Stattdessen richteten wir unseren Blick auf die gegenüberliegende Seite, wo die ersten Sonnenstrahlen die Felsen in leuchtenden Farben erstrahlen ließen. Diese Szenerie war so beeindruckend, dass selbst die besten Fotos ihr nicht gerecht werden konnten.

Nach dem Sonnenaufgang machten wir noch eine Wanderung durch die Schluchten des Canyons und genossen es, den Park so früh am Morgen beinahe für uns allein zu haben.

Bryce Canyon

Stürmische Zeiten

Am Mittag setzte plötzlich heftiger Regen und Gewitter ein, während wir uns auf den Weg über die SR-12 zum Capitol Reef Nationalpark machten. Leider hielt das schlechte Wetter an, sodass wir die beeindruckenden Aussichtspunkte und Felsformationen, die wie flüssige Lava aussahen, nur aus dem Autofenster betrachten konnten. Es regnete unaufhörlich, und unsere Fahrt führte uns durch endloses Nichts – keine Siedlungen, keine Tankstellen, keine Läden, nur der Nationalpark Capitol Reef.

Am nächsten Tag schien das Wetter sich gebessert zu haben, und wir versuchten eine Wanderung zu unternehmen. Doch kaum hatten wir begonnen, setzte erneut starker Regen ein, und wir mussten umkehren. Der Regen verstärkte sich, und unsere Hoffnung auf eine Wanderung im Capitol Reef schwand. Auf den Straßen bildeten sich plötzlich Flüsse, und an den Canyonwänden entstanden Wasserfälle. Die Situation wurde so bedrohlich, dass wir Angst hatten, mit dem Auto weggespült zu werden. Glücklicherweise erreichten wir schließlich Moab unbeschadet. Irgendwann kommen wir dann in Moab an und sind froh, dass uns auf dem Weg nichts passiert ist.

In Moab angekommen, beschlossen wir, das Wahrzeichen Utahs, den Delicate Arch im Arches Nationalpark, erst am Ende unseres Aufenthalts zu besichtigen. Zunächst stand der Canyonlands Nationalpark auf dem Plan, der in drei Bezirke unterteilt ist. Wir besuchten jedoch nur zwei davon. Zuerst erkundeten wir den Island in the Sky District, der seinen Namen den Aussichtsplattformen verdankt, die den Eindruck vermitteln, man stehe im Himmel. Hier boten sich uns atemberaubende Ausblicke und großartige Wanderungen, insbesondere der Grand Viewpoint Trail. Nach drei weiteren, kürzeren Wanderungen verließen wir den Park erschöpft, um zum nächsten District weiterzufahren.

Am folgenden Morgen spürten wir die Anstrengungen des Vortages in unseren Knochen. Der Needles District war deutlich weniger besucht, was wohl daran liegt, dass hier hauptsächlich anspruchsvolle Wanderungen möglich sind. Ich überredete Luisa dazu, den 18 km langen Druids Arch Trail zu laufen. Jeder von uns nahm 3 Liter Wasser mit – und die brauchen wir auch. Im Laufe des Tages wird es immer heißer, zeitweise 40 °C. Da wir schon von gestern K.O. waren, uns die Hitze zusetzte und wir ewig unterwegs sind, fang auch ich an mich zu fragen, was wir hier eigentlich machen. Unterwegs begegneten uns nur wenige Wanderer, doch alle versicherten uns, dass sich der Weg lohne. Also ziehen wir durch. Und alle hatten recht. Das Gefühl, diese anspruchsvolle Wanderung geschafft zu haben, war unbeschreiblich, besonders weil es so anstrengend war und nur wenige Menschen diesen Weg gingen. Nach der Wanderung allerdings, waren wir komplett am Ende.

Unser letzter Tag in Moab führte uns in den Arches Nationalpark. Bereits vor 7 Uhr morgens machten wir uns auf den Weg, um unsere letzte große Wanderung zu bewältigen: den 13 km langen Devil’s Garden Trail. Die letzten zwei Tage hatten uns zwar ausgelaugt, aber auch gelehrt, dass wir durchziehen müssen. Es schien, als hätten unsere Füße sich an die Belastung gewöhnt, und wir beendeten die Wanderung noch vor Mittag. Besonders beeindruckend war der Blick durch den Partition Arch in den Nationalpark hinein.

All diese Wanderungen lehrten uns, dass die schönsten Ausblicke oft mit größeren Anstrengungen verbunden sind, aber dafür umso lohnender sind. Wir schätzen die Ruhe und Abgeschiedenheit solcher Orte, im Gegensatz zu den überfüllten Spots, die wir kaum genießen können. Zum Abschluss unseres Aufenthalts quälten wir uns noch den Weg zum Delicate Arch hinauf, bevor wir unsere Reise weiter Richtung Monument Valley fortsetzten.

Wanderweg im Nebels District
Wanderweg im Needels District
Arches Nationalpark
Partition Arch
Canyonland Nationalpark
Grand Viewpoint

Die Navajo

Das Monument Valley liegt an der Grenze zwischen Utah und Arizona und gehört zum Gebiet der Navajo, einer indigenen Nation der USA. Dieses Gebiet erstreckt sich über mehrere Staaten und fungiert quasi als eigenständiges Land. Die Navajo wählen ihren eigenen Präsidenten, erlassen eigene Gesetze und betreiben sogar eine eigene Industrie. Aus diesem Grund gilt der Nationalparkpass hier nicht.

Tatsächlich gibt es im Valley nicht viel zu sehen. Im Wesentlichen führt nur eine Straße durch das Tal, dass man auch aus den Filmen kennt. Für die Filmsicht muss man dann aber nochmal extra bezahlen. Wir hatten Glück, weil das Zahlhäuschen nicht besetzt war. Wir finden, der stolze Preis von 20$ hätte sich NICHT gelohnt. Wer ein Offroadauto hat, kann aber für den Preis auch den Scenic Drive fahren. Das könnte sich dann doch lohnen.

Unser nächstes Ziel war Page, ebenfalls im Land der Navajo gelegen. Dort hatten wir bereits vor Wochen ein absolutes Highlight unserer Reise gebucht: die Tour durch den Antelope Canyon. Einen Slotcanyon, der insbesondere zur Mittagszeit mit seinen Farben verzaubert. Da die Tour erst am nächsten Tag stattfand, beschlossen wir, zunächst den Horseshoe Bend zu besuchen – eine ikonische Schleife des Colorado River, die viele sicherlich von Fotos kennen. Als wir dort ankommen, werden wir natürlich wieder zur Kasse gebeten, obwohl man nur 15 Minuten zur bekannten Aussicht laufen muss. Hier merken wir wieder, wie kommerzialisiert alles ist. Massenhaft Touristen werden mit Reisebussen herangekarrt, um dieses eine Bild zu machen. Auch wenn die Aussicht durchaus schön ist, vermisst man hier die Ruhe und das Gefühl, die Natur wirklich zu erleben. Es scheint, als würden viele Besucher nur das Foto machen und dann direkt weiterziehen, ohne den Moment wirklich zu genießen.

Mit gemischten Gefühlen erwarteten wir daher die Tour durch den Antelope Canyon am nächsten Tag. Unsere Befürchtungen bewahrheiteten sich insofern, als die Tour straff organisiert war und wir uns teilweise gehetzt fühlten. Doch trotz dieses Tempos konnte die unglaubliche Schönheit und Einzigartigkeit des Canyons unsere Stimmung heben. Das Wetter war ideal, und der Canyon erstrahlte in einer Vielzahl von Farben, die unsere Erwartungen weit übertrafen. Wir waren so fasziniert, dass wir gar nicht genug Fotos machen konnten und überall neue interessante Details entdeckten. Die 1,5 Stunden vergingen wie im Flug, und am Ende bereuten wir nur eines: keine zweite Tour durch den Canyon gebucht zu haben. Auch wenn die Preise nicht ohne sind, es lohnt sich!

Route 66

Nach unserem Besuch im Antelope Canyon, der trotz der Kürze von nur 1,5 Stunden das absolute Highlight unseres Road Trips darstellte, fuhren wir weiter zum Grand Canyon. Auf dem Weg dorthin führte unsere Route über beeindruckende Plateaus, die hunderte Meter hoch in den Himmel ragten. Die schiere Größe und Schönheit dieser Naturkulisse überwältigte uns immer wieder aufs Neue. Einfach unglaublich.

Als wir schließlich den Grand Canyon erreichten, fiel es uns schwer, die Dimensionen dieses Naturwunders zu begreifen. Mit einer Tiefe von 1600 Metern übertrifft er jede Vorstellungskraft – das Empire State Building passt hier drei Mal übereinander rein und würde auch dann noch nicht oben raus schauen. Der Canyon hat seinen Namen jedenfalls verdient. Viel machen kann man hier allerdings nicht. Allein die Tour den Canyon hinab dauert einen Tag. Wir wollen uns diese Zeit hier nicht nehmen und genießen stattdessen die verschiedenen Aussichtspunkte. Besonders bei Nacht ist es einfach unglaublich. Weit und breit gibt es keine Stadt in der Nähe, was den Sternenhimmel hier magisch macht. So klar hab ich ihn noch nie gesehen. Glücklicherweise ist der Park auch wirklich leer, was wohl daran liegt, das wir zum Independence Day hier sind. 

Von dort aus führte unsere Reise uns über die legendäre Route 66 zum Joshua Tree Nationalpark, dem letzten Nationalpark unseres Abenteuers. Anders als wir es uns vorgestellt hatten, existiert die Route 66 in ihrer ursprünglichen Form nicht mehr vollständig. Nur vereinzelte Abschnitte tragen noch den historischen Namen, was die Orientierung erschwerte. Durch Zufall kommen wir an einem Museum der Historic Route 66 Organisation vorbei, die uns eine passende Karte schenkten. Der wohl interessanteste Abschnitt befindet sich zwischen Seligman und Kingman. Diese Straße wird heute kaum noch befahren, da modernere Alternativen, wie die Interstates, sie abgelöst haben. Dadurch wirkt sie wie ein Relikt aus einer vergangenen Zeit, in der die Route 66 in ihrer Blüte stand. Die Autos, die Tankstellen, die Diner, alles erinnert an die 50er und 60er Jahre. Es macht richtig Spaß alles zu entdecken und in jedem kleinen Laden und Dörfchen müssen wir anhalten und Bilder machen.

Der Höhepunkt dieser Zeitreise bildet Oatman, ein altes Bergbaudorf hinter Kingman. Die originalen Häuser aus der Zeit des Wilden Westens und die tägliche Duellshow zur Mittagszeit ließen uns vollständig in die Vergangenheit eintauchen. Alles wirkte so authentisch, als sei es direkt einem Westernfilm entsprungen.

Durch die Mojave-Wüste, mit wieder 50 Grad, geht es über die Geisterstadt Amboy dann zu unserem Ziel, den Joshua Tree.

Grand Canyon Starsky
Grand Canyon Sternenhimmel
Route 66
Route 66 in Williams

Anders als gedacht

Der Joshua Tree Nationalpark hat seinen Namen von den auffälligen Joshua Trees, die mit ihrem bizarren, fast außerirdisch wirkenden Aussehen eine besondere Atmosphäre schaffen. Die sehen aus wie Alienbäume!

Früh am Morgen machen wir zwei kurze Wanderungen, die wir noch vor 10 Uhr abschließen, um der Mittagshitze zu entgehen. Danach setzen wir unsere Fahrt nach San Diego fort, der ersten größeren Stadt, die wir seit zwei Wochen besuchen. 

San Diego unterscheidet sich spürbar von anderen Städten in den USA. Die Nähe zu Mexiko ist in der Stadt allgegenwärtig und zeigt sich sowohl in der Küche als auch in der Kultur und den Menschen. Die Stadt erinnert an ein spanisches Städtchen, durchzogen von amerikanischen Einflüssen. Die verschiedenen Touristenviertel sind thematisch gestaltet und bieten einen abwechslungsreichen Einblick in die Geschichte und Kultur der Region. Es gibt einen Bezirk, der San Diego um die Zeit vor 150 Jahren darstellt, einen Hafenbezirk, einen Stadtteil der stark an die 1920er Jahre erinnert und einen Park aus der Zeit der spanischen Besatzung, der auch schon als eigener Stadtteil wirkt. Alles gliedert sich authentisch ins Bild der Stadt ein und macht einfach Spaß. Im Zentrum der Stadt befindet sich zudem ein riesiges Baseballstadion, in dem regelmäßig Spiele stattfinden und das ein weiterer Beweis für die lebendige und vielfältige Kultur San Diegos ist.

Von San Diego aus beginnt unser Rückweg nach Norden, entlang der malerischen Küste und dem berühmten Highway 1. Unser nächstes Ziel ist Los Angeles, auf das sich insbesondere Luisa freut, da einer ihrer Lieblingsfilme hier spielt. Wir erreichen die Stadt direkt am Santa Barbara Pier und stellen fest, dass die Realität doch deutlich von den Erwartungen abweicht, die durch Film und Fernsehen geweckt wurden. Dieses Gefühl, dass Los Angeles anders ist als erwartet, hat uns während unseres ganzen Aufenthalts hier nicht mehr loslassen. Zum Abend entscheiden wir uns noch spontan zum Griffith Observatory zu gehen, nicht ahnend, wie voll es dort ist. Die Autos stauen sich auf der Suche nach einem Parkplatz, und wir müssen schließlich am Eingang parken und den Shuttlebus nach oben nehmen. Trotz der unerwarteten Hürden schaffen wir es rechtzeitig zum Sonnenuntergang und genießen die atemberaubende Aussicht.

Am nächsten Tag wollen wir dann zum Walk of Fame. Wir haben extra in der Nähe geschlafen, um so früh wie möglich dort zu sein. Doch was uns erwartet, ist ernüchternd. Der berühmte Walk of Fame präsentiert sich in einem Zustand, der wenig mit dem Glamour zu tun hat, den man aus den Medien kennt. Müll liegt überall herum, und Obdachlose haben ihre Zelte entlang der Straße aufgeschlagen. Los Angeles zeigt sich hier von seiner hässlichsten Seite. Noch nie habe ich Arm und Reich so dicht nebeneinander gesehen. Die Obdachlosen können wahrscheinlich selbst nicht mal etwas dafür. Es ist das System, dass sich nicht für sie interessiert.

Der Anblick macht uns nachdenklich, und wir sind froh, in Deutschland zu leben. Wir fragen uns, warum die Reichen sich ausgerechnet hier niederlassen und wie sie diese offensichtliche Armut in ihrer unmittelbaren Umgebung ignorieren können.

Los Angeles vom Observatory
Los Angeles vom Observatory
Santa Barbara
Santa Barbara zum Sonnenuntergang

Karl the Fog

Nachdem wir uns noch die Universal Studios, die Innenstadt und das Science Center angeschaut haben, ging es für uns etwas enttäuscht weiter nach Santa Barbara. Das kleine Städtchen ist eigentlich eine Miniversion von Los Angeles, wie wir es uns vorgestellt haben. Viele kleine Boutiquen und Cafés, schöne saubere Straßen und mit einer Ausstrahlung die uns direkt gefällt. Es gibt hier zwar nicht viel, was man sich wirklich anschauen muss, aber das Schlendern durch die Straßen ist einfach schön. Besonders abends, wenn die Sonne den Himmel in ein orangerotes Licht taucht und die Straßenmusiker spielen. Warum die Schauspieler nicht hierherziehen? Ich weiß es nicht. Santa Barbara bildet für uns aber einen deutlich besseren Abschluss unserer Reise als Los Angeles.

Auf unserem Weg zurück nach San Francisco fahren wir nur noch am Meer entlang und halten an den Stränden, die aber fast immer komplett in Nebel gehüllt sind. Der Küstennebel kommt hier so oft vor, dass er sogar einen eigenen Namen hat: Karl the Fog. Karl hat uns bei unserer Abreise aus San Francisco auch die Sicht auf die Golden Gate Bridge verwehrt. Doch jetzt an unserem letzten Tag, will sich die Westküste wohl nochmal von ihrer besten Seite zeigen. So erlebten wir eine großartige letzte Nacht mit einer beeindruckenden Aussicht auf die Golden Gate Bridge, an der unsere Reise vor Wochen begonnen hatte.

Goldan Gate Bridge
Unser letzter Tag

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