Semuc Champey - Im Herzen von Guatemala
Semuc Champey ist ein Nationalpark im Herzen von Guatemala, mitten im Urwald. Da der Nationalpark so abgelegen ist, dauert es auch ziemlich lange dort hin zu kommen. Das stellt viele Reisenden vor die Wahl, ob sich die lange und teure Anfahrt überhaupt lohnt. Unserer Meinung nach tut es das.
Dort kommt man, wie auch überall sonst in Guatemala, mit Shuttles hin. Häufig werden diese, aufgrund der isolierten Lage, auch Übernacht angeboten. So sind auch wir vom Lake Atitlán nach Semuc gefahren. Der Bus startet in San Pedro um 20 Uhr und fährt über Antigua. Doch wer bei einem Nachbus ein geräumigen Reisebus erwartet, der liegt falsch. Wie überall im Land fahren hier nur Minibusse. Die fahrt dauert ganze 11 Stunden und war eine der härtesten Fahrten, die wir bisher hatten. Man hat keine Beinfreiheit und kann den Sitz nur minimal verstellen. Für etwas größere Menschen, wie mich, ist die fahrt eine einzige Qual. Auch kleinere Menschen wie Luisa können nicht wirklich schlafen. Doch einen Vorteil hat ein Übernachtbus, man spart sich eine Nacht im Hotel.
Zum Glück konnten wir in Lanquín, so heißt das Dorf vor Semuc Champey, früh in unserem Hotel einchecken.
Warum reist man hier her?
Der einzige Grund, diesen langen Weg auf sich zu nehmen ist Semuc Champey. Es gibt keinen anderen Grund, um nach Lanquin zu gehen. Man kann den Nationalpark auf eigene Faust oder mit einer Tour erkunden. Wir haben uns dazu entschieden es mit einer Tour zu machen.
Falls du auf eigene Faust zum Nationalpark willst, musst du nur einen Geländewagen anhalten, der in die Richtung fährt. Eine einfache fahrt kostet ca. 25Q Hinzu kommt der Eintritt für den Park (50Q).
Achtung! Nehmt auf keinen Fall ein Tuk Tuk. Der Weg ist teilweise nicht befestigt und auf unserer Tour haben wir gesehen, wie Tuk Tuk’s stecken geblieben sind und sich fest gefahren haben.
Wir haben uns aber eine der zahlreichen Touren gebucht. Diese beinhaltet:
- Baden am Wasserfall
- Tubing
- Den Eintritt zum Nationalpark
- Den Besuch einer gefluteten Höhle
Die Tour
Wir waren anfangs noch etwas skeptisch, ob eine Tour wirklich das Geld wert ist, oder wir doch lieber auf eigene Faust erkunden sollen. Jetzt würden wir fast jedem dazu raten diese Tour zu machen.
Man wird vom Hotel abgeholt und fährt zusammen zum Fluss. Schon allein die Fahrt dorthin ist ein Erlebnis für sich. Stehend auf der Ladefläche eines Pick Ups fährt man ca. eine halbe Stunde zum Eingang vom Nationalpark. Unser Tourguide hat extra darauf geachtet, dass wir zuerst die Stationen machen, bei denen es nicht voll ist. So war bei uns die erste Station das Schaukeln in den See. Viel Zeit hatten wir hier aber nicht verbracht, da ich gleich an dritter Stelle schaukeln wollte und bei meinem Versuch dann auch die Schaukel kaputt gegangen ist.
Also weiter zum nächsten Stopp, den Klippenspringen am Wasserfall. Man kann nicht nur von den Klippen springen, für weniger mutige war es auch einfach möglich zum Wasserfall zu schwimmen. An dieser Stelle erkennt man auch sehr gut die Besonderheit von Semuc Champey. Es sind nämlich zwei übereinander fließende Flüsse. Die berühmten Pools liegen über dem eigentlichen reißenden Fluss.
Vom Wasserfall aus lässt man sich dann in aufgepumpten Reifen den Fluss runter treiben. Während der Abfahrt kann man sich Bier von den Einheimischen am Flussufer zuschmeißen lassen. Für Bier mit dieser Location ist der Preis natürlich etwas höher.
Das absolute Highlight
Doch das eigentliche Highlight dieser Tour ist nicht, was wir gedacht haben. Nachdem wir uns entspannt den Fluss runter treiben lassen, geht es nun in die überflutete Höhle. Wir hatte keine Ahnung auf was wir uns einlassen.
Schon der Eingang ist voll mit Wasser. Zum Glück ist das Wetter hier das ganze Jahr über warm und eine Abkühlung kommt da gerade recht. Vor der Höhle gibt uns unser Guide jedem eine Kerze… Diese Kerze soll während der Tour durch die Höhle unsere Lichtquelle sein. Das allein trägt schon zum Feeling bei und wir fühlen uns direkt wie Entdecker.
Unsere Kerzen werden angezündet und wir gehen in die Höhle. Immer tiefer und tiefer geht es in den Berg und je weiter wir in den Berg laufen, je höher steht uns das Wasser. Irgendwann soweit, dass wir nur noch mit dem Kopf über Wasser sind und die Kerze hoch halten. Hinter uns ist schon alles dunkel und vom Eingang ist nichts mehr zu sehen. Dann sehen wir Seile an der Wand und unser Guide fordert uns auf zu schwimmen und vorsichtig zu sein.
Irgendwo in der Ferne höre ich ein Rauschen und ich frage mich, was das sein könnte. Vereinzelt fliegen Fledermäuse über unsere Köpfe, aber den Ultraschall kann man ja normalerweise nicht hören?
Wir schwimmen immer weiter hinein. Irgendwann wird es wieder flacher und gleichzeitig wird die Strömung stärker. Noch brennen unsere Kerzen. Jetzt sollen wir eine Leiter hochgehen. Ich muss als erster. Mit meiner Kerze in der Hand versuche ich so die Leiter nach oben zu klettern, dass ich die Kerze nicht verliere. Oben warte ich auf die anderen. Ich versuche währenddessen zu schauen wie es weiter geht. Doch alles ist schwarz. Luisa und ich haben uns nun an der Spitze unserer Gruppe direkt hinter dem Guide etabliert. Bei einigen ist die Kerze schon aus gegangen und wir müssen sie mit den anderen wieder anzünden.
Es geht weiter in einen kleinen Gang, der wieder völlig überflutet ist. Die Decke hängt tief und während wir schwimmen und die Kerze hoch halten, stoßen wir mit der Hand fast gegen die Decke.
Das Rauschen wird immer lauter und lauter, bis wir realisieren das wir in Richtung eines unterirdischen Wasserfall schwimmen. Ist dass das Ziel der Höhlentour?
Das Wasser wird wieder etwas flacher. Im Kerzenlicht erkennen wir jetzt deutlich den Wasserfall, der, wie bei einer Dusche, aus einem Loch aus der Decke fließt. Neben dem Wasserfall steht eine weitere Leiter… Das Rauschen des Wasserfalls ist so laut, dass wir unseren Guide kaum verstehen. Er deutet auf die Leiter und das Loch, aus dem der Wasserfall fließt. Wir sollen da hoch… Mit unseren Kerzen als Licht.
Wir schauen uns verwundert an und schauen dem Guide zu. Er läuft mit der Kerze weit vom Wasserfall weg und mit dem Körper die Kerze schützend die Leiter hoch. Oben brüllt er uns etwas zu, dass wir hier aufpassen müssen weil überall Löcher sind. Wir fühlen uns alles andere als Sicher. Trotzdem folgen wir ihm und schaffen es wieder, die schon halb abgebrannte Kerze brennend nach oben zu bringen. Die Strömung in dem kleinen Kanal ist so stark, dass wir aufpassen müssen, dass es uns nicht die Füße weg reist. Immer noch sind wir nicht am Ziel.
Wir schwimmen weiter bis in eine größere Kammer und nun dreht sich unser Guide um und sagt: wir sind da! Wo? Hier könnt ihr springen.
Ich dachte ich habe mich verhört, aber dann klettert er eine Wand hoch und springt ins Wasser. Ich bin etwas geschockt, aber auch fasziniert. Er erklärt mir genau wo ich hin springen soll, um nicht auf Felsen zu fallen. Also los, so viele Gelegenheiten gibt es nicht. Es sind auch nur knapp drei Meter Höhe. Ehrlich gesagt war die Tour bis hier schon so aufregend, dass dieser kleine Sprung jetzt auch nichts mehr bewirkt.
Jetzt geht es wieder zurück. Den Wasserfall hinunter und schwimmend den Kanal entlang. Wir kommen wieder an eine Felswand mit leichter Strömung.
Ich entdecke in der Wand ein kleines Loch… „Hört mir jetzt genau zu!“ ruft er und erklärt uns wie wir jetzt in dieses kleine Loch rutschen sollen. Es ist ein komplett geflutetes Loch in das wir jetzt rutschen sollen und irgendwo auf der anderen Seite sollen wir auf unseren Kopf aufpassen, weil die Decke dort so niedrig hängt. Alle machen ihre Kerzen aus und stecken sie in die Badehosen. OK, dann lasst uns mal ins schwarze Nichts rutschen…
Auf der anderen Seite angekommen sammeln wir uns und warten bis der Guide allen durch das kleine Loch geholfen hat. Dann geht es den Kanal entlang und auf einmal sehen wir wieder Licht. Das ende der Tour ist erreicht und wir sind etwas geschockt und begeistert zugleich. Spätestens jetzt hat sich die Tour schon für uns gelohnt, und wir haben Semuc Champey bisher nichtmal gesehen.
Ich denke nach meiner Beschreibung sollte jeder wissen, ob die Höhle etwas für einen ist oder nicht. Dennoch sag ich es nochmal: Menschen, die Platzangst haben, nicht schwimmen können oder auch deutlich korpulenter sind, können diese Tour nicht machen! Brillenträger sollten dringend Kontaktlinsen tragen!
Semuc Champey
Nachdem wir uns durch die Höhle gekämpft haben, ging es nun zum eigentlichen Ziel unserer Tour, Semuc Champey. Auf dem Weg dort hin kann man einen kleinen Umweg gehen und sich die Naturpools von oben ansehen.
Wir lassen uns das natürlich nicht entgehen. So langsam bekomme ich das Gefühl, sobald man irgendwo raufklettern kann, müssen wir das machen. Ob das eine deutsche Macke ist?
Die Aussicht ist jedenfalls ganz schön von hier oben.
Bei den Pools angekommen müssen wir uns erstmal abkühlen. Die Pools sind 1-3 Meter tief. In manchen schwimmen diese kleinen Fische, die einem die Hornhaut von den Füßen knabbern. Hier bekommt man die Pediküre gratis zum Besuch mit dazu.
Der ganze Nationalpark wirkt wie ein kleines Spa. Es gibt Pediküre, Grotten in die man schwimmen kann, Massagewasserfälle und Rutschen. Hier lassen wir uns die Höhlentour nochmal Revue passieren und entspannen, bevor es wieder zurück nach Lanquín geht.
